Globale LNG-Märkte im Umbruch: Zwischen Politik, Preisen und Pipeline-Stillstand
Im ersten Quartal 2025 prägten weniger Angebot und Nachfrage, sondern vielmehr geopolitische Entwicklungen die globalen LNG-Märkte. Politische Spannungen, regulatorische Unsicherheiten und ein neu entfachter Handelskrieg zwischen den USA und China sorgten für erhebliche Marktvolatilität – mit klaren Auswirkungen auf Handelsflüsse, Preise und Importdynamiken.
Europas Speicherziele im Fokus
Die EU-Vorgabe, bis November 90 % ihrer Gasspeicher zu füllen, bestimmte maßgeblich die Preisbildung in den ersten Monaten des Jahres. Statt wie gewohnt unterhalb der Winterpreise zu handeln, wurden Sommerkontrakte teurer – ein klarer Paradigmenwechsel, der den saisonalen Spread invertierte. Die Debatte um eine Lockerung der Speicherziele ist bis in den April hinein ungelöst geblieben.
Handelskrieg reloaded: USA vs. China
Mit der Wiederaufnahme seiner konfrontativen Handelspolitik verhängte US-Präsident Donald Trump erneut Zölle auf chinesisches LNG. China reagierte prompt mit Gegenzöllen, die bis über 100 % reichten. Das Resultat: Seit Anfang Februar wurden keine US-LNG-Lieferungen mehr nach China gemeldet. Die Auswirkungen auf die globalen LNG-Ströme blieben jedoch begrenzt, da Chinas Nachfrage bereits vor dem Konflikt rückläufig war.
LNG-Preise: Starke Schwankungen, geopolitisch getrieben
Im Januar noch durch Kältewellen und Lieferunsicherheiten gestützt, erreichten die TTF-Preise in Europa Mitte Februar mit $17,35/MMBtu ein Hoch. Bis Ende März fielen sie auf $12,80/MMBtu zurück. Hedgefonds und Multi-Asset-Investoren trugen durch spekulatives Verhalten zur zusätzlichen Marktvolatilität bei.
Exportchampions und neue Player
Mit 26,4 Mio. Tonnen war die USA erneut führender LNG-Exporteur – dank des Hochlaufs der neuen Plaquemines-Anlage und des Produktionsausbaus bei Freeport und Corpus Christi. Katar und Australien folgten auf den Plätzen zwei und drei. Neue Projekte wie das senegalesisch-mauretanische Greater Tortue Ahmeyim oder bald LNG Canada erweitern das Exportangebot weiter.
Europas Rückkehr als Premiummarkt
Die EU importierte im Q1 2025 rund 36,8 Mio. Tonnen LNG – ein Anstieg von 23 % im Vergleich zum Vorjahr. Besonders Frankreich, das Vereinigte Königreich und die Türkei erhöhten ihre Einfuhren signifikant. Deutschland hingegen verlor im Importvergleich leicht, auch wegen der begrenzten Auslastung einiger FSRU-Terminals.
China bremst, Japan wieder Spitzenreiter
Chinas LNG-Importe sanken um drastische 23 % auf 15,9 Mio. Tonnen – bedingt durch schwache Konjunktur, höhere Pipelineimporte aus Russland und den Handelsstreit mit den USA. Japan übernahm mit 18,4 Mio. Tonnen wieder die Spitzenposition als größter LNG-Importeur der Welt.
Ausblick: Hoher Preisdruck bleibt bestehen
Ob die EU-Speicherziele gelockert werden, bleibt ungewiss. Klar ist: Europa muss auch im Sommer wettbewerbsfähig bleiben, um LNG gegen asiatische Nachfrage durchzusetzen. Gleichzeitig stehen neue Förderkapazitäten wie Plaquemines Phase 2, Corpus Christi Stage III und LNG Canada in den Startlöchern – sie könnten mittelfristig für Entlastung sorgen. Doch kurzfristig bleibt die Lage angespannt – und politisch geprägt.