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Erneuerbare
Warum kann China Offshore Windkraft?

Windkraft schwächelt mancherorts – nicht so in China. 

von Alfred Schuch
01.09.2025

Während sich in Japan Mitsubishi aus drei Offshore-Windprojekten zurückgezogen hat, Präsident Trump Windparks als hässliche Vogel- und Walkiller verspottet und damit beim dänischen Entwickler Orsted A/S einen Aktienkurssturz hervorruft indem er ein fast fertiges Projekt in den USA stoppt, in Europa Offshore Windparks gestoppt oder verschoben werden, geht es in China zur Sache. Woran liegt das? Als Gründe werden in Europa und Japan stark steigende Kosten, engere Lieferketten und relativ hohe Kapitalkosten – sowohl Fremd – als auch Eigenkapitalkosten genannt – nebst bürokratischen Hürden, sehr strengen Umweltschutzanforderungen und politischem Widerstand.

Wie bereits erwähnt, geht in China die Post ab – beispielhaft ragt vor der Küste Südchinas eine riesige, doppelköpfige, Turbine aus der „Unzahl“ konventioneller Turbinen hervor – siehe eingefügtes Foto.  

Das sogenannte OceanX-Design geht an die Grenzen des technisch Machbaren und nutzt mehr Windenergie als jede andere schwimmende Turbine, die heute weltweit im Einsatz ist. 

Darüber hinaus drückt das OceanX-Design die Ambitionen chinesischer Unternehmen hinsichtlich grüner Technologievorherrschaft aus, während führende Unternehmen in Europa, den USA und Japan mit politischen und wirtschaftlichen Rückschlägen – wie schwindender staatlicher Unterstützung und eingeschränkt vorhandener erforderlicher Infrastruktur - zu kämpfen haben.

Chinas Importabhängigkeit hinsichtlich fossiler Energien führt dazu, dass Energieversorgungssicherheit stets im Vordergrund steht - folglich China weltweit führend bei der Nutzung der RES ist. Es werden ausgedehnte Solarparks in Wüsten (Westchina) aber auch Offshore Windparks auf See, wo sie zuverlässige und stärkere Luftströmungen nutzen können, im großen Stil installiert.  Laut Bloomberg werden in diesem Jahr fast drei von vier neuen weltweit installierten Offshore-Turbinen in China ins System eingefügt.

China hat damit den Rest der Welt im Gesamten hinsichtlich Offshore Windparks überholt – siehe folgende Grafik.

Chinas Offshore-Windparks scheinen von Vorteilen bei der Finanzierung, der Integration der Lieferketten, der politischen Unterstützung und technologischen Verbesserungen weiterhin profitieren zu können. China ist ein großer und vielfältiger Markt, der all den einheimischen Unternehmen die nötige Plattform an Kompetenzen und Innovationen bietet, um ihre globale Wettbewerbsfähigkeit ausbauen zu können um gegen Branchengrößen wie Vestas Wind Systems A/S, Siemens Gamesa Renewable Energy SA und General Electric Co anzutreten.

Die für Europa, Japan und die USA genannten Probleme kommen den chinesischen Herstellern, die die Turbulenzen im Inland und den harten Wettbewerb überlebt haben, nur allzu bekannt vor da die chinesische Regierung die nationalen Einspeisetarife ab Ende 2021 abschaffte. Darüber hinaus waren und sind sie gezwungen, in immer tieferen Gewässern zu bauen, da die Zahl der erstklassigen Standorte in Küstennähe schrumpfte – zumal es in einigen Gebieten militärische Beschränkungen gibt.

Aus genannten Gründen setzten die Entwickler auf Skalierung: immer größere Projekte und noch größere Turbinen. Das Ergebnis: saubere Energie für Chinas Küstenstädte und ein starker Preisverfall. Die durchschnittlichen Kosten für Offshore-Windenergie in China liegen mittlerweile bei weniger als der Hälfte der Kosten in UK, dem zweitgrößten Markt – siehe eingefügte Grafik. Die spezifischen Investitionen sind in Millionen $ je MW abgebildet.

Da ein Großteil der Arbeiten in der Nähe der endgültigen Installationsorte durchgeführt werden muss, wird es für chinesische Anbieter von Offshore-Windturbinen nicht so einfach sein diesen Vorteil im Ausland reproduzieren zu können – im Gegensatz zu anderen RES-Sektoren wie Solarmodule, Batterien und BEVs.  Dennoch geht derzeit ein ansehnlicher Prozentsatz der Produktion, welcher sich bis Jahresende noch erhöhen könnte, in Überseemärkte wie Italien. 

Trotzdem wird die Erfolgsbilanz – zumindest kurz- bis mittelfristig - begrenzt sein da ausländische Entwickler, Versicherer und Finanzierer im eingeschränkten Rahmen bereit sind auf den Zug der „sehr großen Turbinen“ aufzuspringen - insbesondere in Regionen wie Europa, wo es bereits etablierte Akteure gibt.

Als Conclusio kann man festhalten, dass Europa endlich in die Gänge kommen muss – darüber, beispielsweise Entbürokratisierung, in politischen Ansprachen zu reden ist zu wenig.
 

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