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A tutto gas
Handelsabkommen mit den USA – unklare aber sehr wichtige Details?

Ein Abkommen wurde geschlossen, der Preise für Europe erscheint aber hoch – und entscheidende Details sind weiter unklar.

by Alfred Schuch
7/28/2025

Um ein Handelsabkommen mit einem Zollsatz von 15% zu erzielen, musste die EU den USA zusichern innerhalb von drei Jahren Energie sowie Nukleartechnologie in der Größenordnung von € 750 Mrd. pro Jahr zu importieren – so die Meldung auf Bloomberg.

Der Deal bedeutet Erwerb von LNG, Erdöl und Nukleartechnologie, inklusive der sogenannten small modular reactors (SMRs) in der Höhe von ca. $ 250 Mrd. pro Jahr. Diese Zahl berücksichtigt – so Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen – den EU-Plan aus den Importen von fossilen russischen Energieträgern zur Gänze auszusteigen. 

Trotz dieser Aussage von Frau von der Leyen stellt sich die Frage ob die $ 250 Mrd./Jahr nicht zu hoch gegriffen sind – und zwar bei weitem zu hoch – wenn man sich die Daten der Eurostat ansieht – siehe nachstehende eingefügte Grafik.

Derzeit betragen die Energieimporte aus den USA ca. $ 75 Mrd. pro Jahr. Wenn man die Importe aus Russland – diese betragen derzeit ca. $ 33 Mrd. pro Jahr – durch Importe aus den USA ersetzen würde, käme man auf ca. € 110 Mrd. pro Jahr – das ist weit weg von $ 250 Mrd. pro Jahr – zumal geplant ist den Erdgas- und Erdölverbrauch in der EU zukünftig zu senken. Die fehlenden $ 140 Mrd. pro Jahr sind wohl kaum durch Nukleartechnologie – mit Fokus auf SMRs - auszugleichen – zumal die Technologie noch nicht marktreif ist und vielleicht auch bis Ende der Amtszeit von Präsident Trump noch nicht vollständig ausgereift sein wird. Von Vorplanungserfordernissen für solche Reaktoren ganz zu schweigen. Wie diese Zahlen ermittelt wurden ist derzeit noch unklar – bedürfen somit einer Erklärung durch die Europäische Kommission.

Eine der Möglichkeiten wäre, dass in LNG-Liquefaction-Anlagen in den USA direkt investiert wird und oder, dass die EU als Zwischenhändler auftritt – beispielsweise LNG kauft und an – beispielsweise -asiatische Kunden verkauft. Dies auch vor dem Hintergrund, dass in den USA-LNG-Lieferverträgen typischerweise keine Destination fixiert wird folglich Käufer das LNG zu jenen Kunden transportieren können bei denen die größte Zahlungsbereitschaft besteht – dies aber in einem kompetitiven LNG-Markt.

Eine weitere Frage die sich aufdrängt ist wer überhaupt die Energie bzw. Nukleartechnologie kaufen soll. Solche Geschäfte werden in der EU durch Energieunternehmen und nicht durch die Europäischen Kommission etc. abgeschlossen. Ob irgendwelche Vorgespräche/Abkommen mit relevanten europäischen Unternehmen geführt wurden/werden geht aus der Meldung und dem Statement der Kommissionspräsidentin nicht hervor. Diese Aussagen erinnern ein wenig an die Versprechen die vor einigen Jahren im Hinblick auf die Caspian Development Corporation (Erwerb von 90 Mrd. Nm3 Erdgas pro Jahr aus Aserbaidschan) abgegeben wurden und nicht erfolgten. Ob die Aktivitäten hinsichtlich „Gemeinsamer Beschaffungsplattform für Erdgas“ zum Erfolg führten ist auch nicht bekannt.   

Man kann gespannt auf mehr Details warten.