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Tech
Großbatteriespeicher und Rechenzentren: Risiko und Chance für die Stromnetze
11/10/2025

Im Rahmen des Energiepolitischen Hintergrundgesprächs vom 6.11.2025 diskutierte Das Forum Versorgungssicherheit - die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich - eine seit vielen Jahren geforderte strukturierte, langfristige Großspeicher-Strategie.

Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich ein wahrer Boom  bei der Errichtung von Anlagen mit hohen Leistungsanforderungen an die Stromversorgung im Osten Österreichs abzeichnet. Allein im Versorgungsgebiet von Netz Niederösterreich liegen derzeit Anfragen im Umfang von etwa 7.500 Megawatt (MW) Leistung auf – das ist fast das Fünffache der derzeitigen niederösterreichischen Spitzenlast von rund 1.600 MW. Es handelt sich vor allem um zwei Arten von Anlagen, berichtet Netz NÖ Geschäftsführer Werner Hengst beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch.

„Anfragen zu Großbatteriespeichern und Rechenzentren schießen aktuell wie die Schwammerl aus dem Boden“, sagt Hengst. Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, warnt vor einem unkontrollierten Wildwuchs: „Eine gut ausgebaute Speicher-Infrastruktur ist notwendig, um die natürlichen Schwankungen der erneuerbaren Energien abzufedern. Aber wir müssen die Sache richtig angehen. Es braucht unbedingt die richtigen Anreize und ein koordiniertes Vorgehen.“

„Diese großen Anlagen bringen sowohl Chancen als auch Risiken für die Netze. Bei kluger Vorgehensweise wirken sie sich kostendämpfend auf die Netzentgelte aus“, so Hengst.

Batteriespeicher

Batteriespeicher sind „bidirektionale Anlagen“, erläutert Hengst, sie können Strom sowohl aufnehmen als auch abgeben und erhöhen damit die Flexibilität der Netze in Zeiten hoher Belastung. Fraglich ist, ob es die hohe Anzahl an Projekten tatsächlich braucht.  Hengst ortet eine Goldgräberstimmung: „Studien sprechen von einem österreichweiten Bedarf an Speicherkapazitäten von 1.400 MW bis 2030. Wir haben derzeit allein in Niederösterreich Anfragen, die sich auf 5.750 MW summieren.“ 

Neue Rechenzentren

Der Boom bei großen Rechenanlagen hängt mit der Digitalisierung zusammen. Cloud Computing und vor allem die KI erfordern hohe Rechenkapazitäten. Dazu kommt der Ruf nach digitaler Souveränität in der EU. Auch hier gibt es Hinweise, dass der Markt überschießende Kapazitäten und damit höhere Kosten erzeugt. Derzeitige Abschätzungen erwartet einen Mehrbedarf an Rechenleistungen, der zusätzliche Kapazitäten in der Höhe von rund 500 MW benötigt. Bei Netz NÖ sind derzeit aber rund 1.760 MW angefragt. Im Schnitt ist eine Anfrage mit rund 200 MW 3-4x die Leistung von Krems in NÖ (ca. 50 MW).
Hengst hebt die Vor- und Nachteile hervor: „Neue Anlagen generieren zusätzlichen Absatz und dämpfen damit die gemeinsamen Netzkosten für alle. Wichtig wäre aber ein geordneter Ausbau, indem etwa Zonen festgelegt werden und ein entsprechender Rahmen für Sonderwidmungen geschaffen wird. Die richtige Standortwahl ist entscheidend.“ Man müsse die vorhandenen Netzkapazitäten im Auge behalten. Schließlich gelte aktuell das „first come, first served“-Prinzip. 
Auch die Frage, woher die dafür notwendige Energie kommen soll, ist eine wesentliche, die allerdings nicht in den Verantwortungsbereich der Netzbetreiber fällt. 

Das System im Blick

Wie sehr Großspeicher, Rechenzentren und andere leistungsintensive Anlagen die Netze belasten, hängt nicht zuletzt von der Art des Betriebs ab. Flexible Eingriffe durch die Netzbetreiber können helfen, Spitzenbelastungen zu vermeiden. Hengst plädiert daher dafür, bei den Netztarifen drei Betriebsarten zu unterscheiden: „Beim konventionellen Betrieb wird die Netzkapazität voll belegt. Der netzfreundliche Betrieb erlaubt den Netzbetreibern Einschränkungen zur besseren Auslastung der vorhandenen Netzkapazität. Der netzdienliche Betrieb erlaubt weiter gehende Eingriffe, wodurch zusätzliche Netzkapazitäten geschaffen werden.“ Je nach Art des Betriebes winken tarifliche Vorteile oder eben nicht. Hengst: „Für netzfreundlichen Betrieb könnten die Netzentgelte für diese Anlagen gesenkt werden, für den netzdienlichen Betrieb könnte es darüber hinaus eine Kostenabgeltung für die Bereitstellung von Kapazitäten geben.“ Eine Verminderung der Netzgebühren soll jedenfalls künftig nur mehr bei zumindest netzfreundlichem Betrieb möglich sein.

Koordiniertes Vorgehen

„Wir müssen jetzt die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Dann sind Großbatteriespeicher und Rechenzentren eine Chance zur Dämpfung der Netzentgelte“,  appelliert Hengst und ergänzt: „Koordiniertes Vorgehen senkt die gesellschaftlichen Gesamtkosten. Ergänzend zum Netzausbau ist die Nutzung von Flexibilitäten essentiell – aber nicht temporär, sondern dauerhaft für Bezugsanlagen als auch für Einspeiseanlagen.“ Dies ist auch ein Wunsch vieler Player am Energiemarkt.
Aus den oben dargestellten Ausführungen schließt der Autor, dass der ÖNIP – zusätzlich zu den auf dieser Seite bereits erörterten Unzulänglichkeiten, wie willkürliche, viel zu positive Annahmen der Rahmenbedingungen, nicht nachvollziehbare Kalkulationen (Blackbox), unrichtigen Umrechnungen von relevanten Einheiten, ungenaue Verknüpfung von Daten die zu 15 zusätzlichen Kraftwerken der Größe Freudenau bis 2030 führen würden, Nichtberücksichtigung einer CO2-Infrastruktur, sehr große Fehleinschätzungen hinsichtlich Bedarf und Angebot von Wasserstoff und Biomethan, etc. - auch im Bereich der Daten Center und Großbatterienspeicher signifikante shortcomings aufweist – zumal die Entwicklungen hinsichtlich Daten Center und Großbatteriespeicher im Erstellungszeitraum des ÖNIPs für Experten bereits absehbar waren.