Was sind die Details und wie realistisch sind bestimmte Größenordnungen
Wie bereits im Artikel vom 31.7.2025 beschrieben, musste die EU den USA zusichern bis Ende 2028 Energie sowie Nukleartechnologie in der Größenordnung von € 700 Mrd. zu importieren um ein Handelsabkommen mit einem Zollsatz von „lediglich“ 15% zu erreichen. Nunmehr „erläuterte“ die Europäische Kommission (EC) die Details dieses „Deals“ – auch im Energiebereich.
Vorweg sei angemerkt, dass es für interessierte Leserinnen und Leser klar ist, dass die berechtigte Motivation des Ausstiegs aus russischen, fossilen, Brennstoffen die Reduktion der Finanzierungsquellen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist. Ebenso ist für diese Leserschaft klar, dass Präsident Trump große Auftritte liebt sowie sich gern schmeicheln lässt (Stichwort „Schmeicheldiplomatie“) – dies vor dem Hintergrund, dass die EU die USA nicht als Verbündeten verärgern oder gar verlieren will.
Die Details im Energiesektor sehen, gem. Antwort der EC auf die Frage „Wie wurden die Verpflichtungen bezüglich des Kaufs von Energie oder KI-Chips kalkuliert“, gestellt am 21.8.2025, wie folgt aus:
Die EU möchte die sichere Versorgung mit strategischen Inputs aus verlässlichen Partnerländern, darunter den USA, gewährleisten. In den vergangenen Jahren sind die USA zu einem wichtigen Lieferanten von Energieprodukten geworden. Allein im letzten Jahr hat die EU Energieträger – vor allem Gas und Öl – im Wert von rund 70 Milliarden Euro eingekauft.
Daher beabsichtigt die EU, in den kommenden drei Jahren US-Flüssigerdgas, Öl und Nuklearprodukte mit einem erwarteten Abnahmevolumen von 750 Milliarden US-Dollar (ca. 700 Milliarden Euro) zu beschaffen. Dies soll dazu beitragen das russische Gas und Öl in der EU zu ersetzen.
Die eigentlichen Einkäufe erfolgen dabei nicht durch die EU oder die Europäische Kommission selbst. Vielmehr übernimmt die Kommission eine unterstützende Rolle, um sicherzustellen, dass die Mitgliedstaaten über ausreichende Energie-Ressourcen verfügen.
Darüber hinaus plant die EU, KI-Chips im Wert von 40 Milliarden Euro zu erwerben – diese gelten als entscheidend, um den technologischen Vorsprung der EU zu wahren. Diese Verpflichtung steht in vollem Einklang mit der Digitalstrategie der EU. Die EU investiert in den Aufbau sogenannter „KI-Fabriken“ in ganz Europa, um einen gesicherten und unterbrechungsfreien Zugang zu den von den USA produzierten Hochtechnologie-Chips zu gewährleisten.
Der Deal bedeutet Erwerb von LNG, Erdöl und Nukleartechnologie, inklusive der sogenannten small modular reactors (SMRs) in der Höhe von ca. € 230 Mrd. pro Jahr – unter der Annahme einer gleichmäßigen Verteilung der in Summe angedachten ca. € 700 Mrd. auf 3 Jahre.
Diese Zahl, nämlich ca. € 230 Mrd./Jahr, scheint nicht plausibel, sondern bei weitem zu hoch zu sein – wenn man sich die Daten der Eurostat ansieht – siehe nachstehende eingefügte Grafik (Angaben in $).

Derzeit betragen die Energieimporte aus den USA ca. € 70 Mrd. pro Jahr. Wenn man die Importe aus Russland – diese betragen derzeit ca. € 29 Mrd. pro Jahr – durch Importe aus den USA ersetzen würde, käme man auf ca. € 100 Mrd. pro Jahr – das ist weit weg von € 230 Mrd. pro Jahr – zumal geplant ist den Erdgas- und Erdölverbrauch in der EU zukünftig zu senken Die fehlenden ca. € 130 Mrd. pro Jahr sind wohl kaum durch Nukleartechnologie – mit Fokus auf SMRs - auszugleichen – zumal die Technologie noch nicht marktreif ist und vielleicht auch bis Ende der Amtszeit von Präsident Trump noch nicht vollständig ausgereift sein wird. Von Vorplanungserfordernissen für solche Reaktoren ganz zu schweigen. Selbst wenn der notwendige commercial readiness level (CRL) dieser small modular reactors demnächst erreicht werden würde, würde eine Implementierung derselben nicht einen Gegenwert von jährlich € 140 Mrd. erreichen. Dies deswegen, weil der Zeitraum bis Ende 2028 einfach zu kurz für den Bau und Einsatz einer großen Anzahl von SMRs ist. Selbst wenn man die KI-Chips hinzuzählen würde, wäre man noch immer sehr weit weg von in Summe € 700 Mrd. bis Ende 2028.
Dieser Deal könnte teilweise im Gegensatz zu der intendierten Diversifizierungspolitik und den Anstrengungen hinsichtlich Klimaziele stehen. Betreffend Diversifizierungsbestrebungen ist eine Aufteilung der Energieimporte auf mehrere Länder zu empfehlen – one newer knows. Im Hinblick auf die Klimapolitik sein angemerkt, dass für das aus den USA stammende LNG vorwiegend Erdgas, welches mittels Frackingeinsatz gewonnen wird und höhere CO2eq-Emissionen als Erdgas welches mit herkömmlichen Verfahren gewonnen wird, verflüssigt wird. Von den Schiffstransportemissionen und den dort zusätzlich „erzielten“, unvermeidbaren, boil off rates – im Vergleich zu in Pipelines transportierten Erdgas - ganz zu schweigen. Letztere fallen aber auch bei LNG Importen aus anderen Ländern, wie beispielsweise Algerien oder Katar, an, jedoch sind die Transportdistanzen etwas kürzer.
Da die EU, gem. eigenen Aussagen, „nur“ eine unterstützende Rolle spielen soll, stellt sich die Frage welche Unternehmen überhaupt die Energie bzw. Nukleartechnologie kaufen sollen. Ob irgendwelche Vorgespräche/Abkommen mit relevanten europäischen Unternehmen geführt wurden/werden geht aus der Meldung bzw. der Antwort der EC nicht hervor. Ob die EC derzeit irgendwelche Anreize für solche Unternehmen in Erwägung zieht, ist unbekannt. Falls doch, könnten Fragen der Zulässigkeit derselben aufkommen. Dies selbst bei Vorbringen des Arguments „Übergeordnete Interessen“.
Irgendwie stellt sich der „Deal“ als eine Art von Absichtserklärung dar – unter Einbeziehung von persönlichen Eitelkeiten.