Aus gegebenem Anlass – siehe ORF Sommergespräche aber auch diesbezügliche Aussagen in einem relevanten Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) - wird in diesem Artikel zum wiederholten Mal auf die Mär vom billigen russischen Gas und deren politische Instrumentalisierung eingegangen. In vielen Statements – insbesondere politischen Aussagen – hört man oft, dass das „billige“ russische Gas zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Europa, vorwiegend Deutschland und Österreich, beigetragen hat. Österreich wurde quasi „süchtig“ nach billigem russischen Erdgas bzw. ist es noch immer - und nunmehr der Entfall des russischen Erdgases, die Erdgaspreise, folglich auch maßgeblich die Inflation in Österreich befeuerte und befeuere und somit die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft – zumindest jener Sektoren die Erdgas – entweder als Brennstoff oder Produktinput - im großen Ausmaß benötigen, gefährde. Wie sind diese Statements zu werten – abgesehen von der politischen Absicht die österreichische Inflationsrate, die deutlich über dem EU-Schnitt lag und liegt, zu rechtfertigen um daraus politisches Kapital schlagen zu können?
Was zweifellos stimmt ist, dass die Volumina des russischen Erdgases die nach Europa geliefert wurden im Laufe der Zeit stark gestiegen sind – zumindest bis 2021 – wie aus der folgenden Grafik „Erdgas – Pipeline Imports aus Russland“ ersichtlich. Die Importe sind von ca. 100 Mrd. Nm3/Jahr im Jahr 1993 auf ca. 200 Mrd. Nm3 im Jahr 2017 gestiegen – mit Deutschland als größtem Importeur. Natürlich haben die Lieferungen aus der Russischen Föderation das Angebot – gemeinsam mit den Importen aus Norwegen, den Niederlanden etc. - hoch gehalten folglich die Preise für Erdgas gedrückt.
Aus gegebenem Anlass – siehe ORF Sommergespräche aber auch diesbezügliche Aussagen in einem relevanten Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) - wird in diesem Artikel zum wiederholten Mal auf die Mär vom billigen russischen Gas und deren politische Instrumentalisierung eingegangen. In vielen Statements – insbesondere politischen Aussagen – hört man oft, dass das „billige“ russische Gas zur positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Europa, vorwiegend Deutschland und Österreich, beigetragen hat. Österreich wurde quasi „süchtig“ nach billigem russischen Erdgas bzw. ist es noch immer - und nunmehr der Entfall des russischen Erdgases, die Erdgaspreise, folglich auch maßgeblich die Inflation in Österreich befeuerte und befeuere und somit die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Wirtschaft – zumindest jener Sektoren die Erdgas – entweder als Brennstoff oder Produktinput - im großen Ausmaß benötigen, gefährde. Wie sind diese Statements zu werten – abgesehen von der politischen Absicht die österreichische Inflationsrate, die deutlich über dem EU-Schnitt lag und liegt, zu rechtfertigen um daraus politisches Kapital schlagen zu können?
Was zweifellos stimmt ist, dass die Volumina des russischen Erdgases die nach Europa geliefert wurden im Laufe der Zeit stark gestiegen sind – zumindest bis 2021 – wie aus der folgenden Grafik „Erdgas – Pipeline Imports aus Russland“ ersichtlich. Die Importe sind von ca. 100 Mrd. Nm3/Jahr im Jahr 1993 auf ca. 200 Mrd. Nm3 im Jahr 2017 gestiegen – mit Deutschland als größtem Importeur. Natürlich haben die Lieferungen aus der Russischen Föderation das Angebot – gemeinsam mit den Importen aus Norwegen, den Niederlanden etc. - hoch gehalten folglich die Preise für Erdgas gedrückt.

In der folgenden Grafik „Supply and Demand Balance für Europa“ ist der Anteil der unterschiedlichen Versorgungsquellen abgebildet.

Ursprünglich waren die Long term contracts (LTCs) für Erdgaslieferungen nach Europa vorwiegend ölindexiert. Mitte der 2010er Jahre erfolgte die Umstellung vorwiegend auf hubbasierte Preise. Die Entwicklung der Preise zeigt die nächste Grafik in der der BAFA (gewichteter durchschnittliche Importpreis nach Deutschland, ein Mix aus Importen aus Norwegen, den Niederlanden und Russland) -, RUSGER (Preis des ölindexierten nach Deutschland gelieferten russischen Gases) -, National Balancing Point (NBP)- und TTF-Preis über die Zeit dargestellt sind.

Man sieht, dass der NBP-Preis und seit 2006 der TTF-Preis bis 2008 generell etwas niedriger als der BAFA und RUSGER-Preis waren. Von 2009 – 2014 waren die Spotpreise signifikant niedriger als die ölindexierten Preise. Diese Tatsachen führten letztlich zu Änderungen der LTCs wobei sich die hubbasierte Preisfindung – eines der Kernanliegen der Erdgasmarktregulierung - durchsetzte. In anderen Worten, der Preis für russisches Gas war bis zur Umstellung auf hubbasierte Preise aus der Käuferperspektive nicht niedriger sondern durchschnittlich etwas höher als der Preis für Gas das auf Spotmärkten gehandelt wurde. Ab der Umstellung auf „Hubpreise“ wurde für das russische Erdgas, gleich den anderen Versorgungsquellen, der Preis hubbasiert ermittelt und in einem liquiden Markt waren alle Teilnehmer Price-taker. Die relativ niedrigen Hubpreise resultierten damals somit aus dem Gas-zu-Gaswettbewerb – zumal durch die Verpflichtung zur Einhaltung der Take or pay (ToP) Verträge die angebotene Erdgasmenge teilweise stieg (vertraglich vereinbarte Mindestmengen mussten abgenommen oder mussten diese Mindestmengen zumindest bezahlt werden) und durch den Entfall der Destinationsklausel der Wettbewerb grenzüberschreitend ermöglicht wurde. In anderen Worten, seit der hubbasierten Preisfindung für Erdgas kann man keinesfalls vom „billigen russischen Erdgas“ sprechen – zumal die Preise in Österreich meistens geringfügig über dem TTF-Preisen lagen. Damit ist aber auch das Argument, dass der Entfall des „billigen russischen Erdgases“ maßgeblich die Inflation in Österreich über den Durchschnitt in der EU trieb, nicht korrekt.
Es mag sein, dass die Produktions- und Transportkosten des russischen Erdgases niedrig waren aber nicht die Preise die die Käufer in Europa dafür zu berappen hatten. Siehe Darstellung der geschätzten Kostenbestandteile des russischen Erdgases – unterschieden zwischen Short-run-marginal-cost (SRMC) und long-run-marginal-cost (LRMC).
