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A tutto gas
€ 50/MWh – so die Wetten der Erdgastrader

Händler gehen von kaltem Winter und leeren Erdgasspeichern aus

von Alfred Schuch
23.09.2025

Wie bereits vorige Woche hier beschrieben – siehe Artikel „Trump: früherer Ausstieg aus russischem Erdgas in EU! Dramatische Preisauswirkungen“ – könnten die Auswirkungen bei einem stark vorgezogenen Totalausstieg aus russischem Erdgas - also Ausstieg aus LNG und Pipelinegas – früher als Ende 2027 – zu hohen Steigerungen der Erdgaspreise führen. Beispielhaft wurden im angeführten Artikel die möglichen Auswirkungen des Ausstiegs mit bereits Anfang 2026 beschrieben. Dieser sehr frühe Ausstiegszeitpunkt könnte in Österreich Preise von bis zu € 58/MWh nach sich ziehen. Ungarn und die Slowakei müssten noch höhere Preise bewältigen.

Nachdem die Europäische Kommission vorige Woche einen Plan vorgelegt hat aus russischem LNG -nicht Pipelinegas über die TurkStream – bereits Anfang 2027 auszusteigen, steigt offensichtlich die Nervosität der Erdgashändler. Die Trader wetten schon auf Gaspreise von ca. € 50/MWh im Sommer 2026 – so die Prognosen aufgrund der am Montag gehandelten Optionen. Diese Wetten bedeuten einen Anstieg von ca. 60 Prozent gegenüber dem derzeitigen Niveau, das in den letzten Wochen bei ca. 32 €/MWh lag.  

Im Sommer und Herbst 2026 werden die Erdgasspeicher für die Saison 2026/2027 wiederbefüllt und die Einhaltung der Regelungen hinsichtlich Erdgasspeicherfüllgrad – in Zusammenwirken mit dem früher als Ende 2027 angedachten Ausstieg aus russischem LNG - führen anscheinend zu einer hohen Nervosität unter den Tradern.

Da im Jahr 2026 – eher im zweiten Halbjahr – die „LNG-wave“ ins Rollen kommen soll – also eigentlich ausreichend LNG am weltweiten LNG-Markt verfügbar sein sollte, scheint es so zu sein, dass die Erdgastrader von einem kalten Winter 2025/2026 - somit von ziemlich leeren Erdgasspeichern Ende März 2026 ausgehen. Darüber hinaus scheinen die Erdgashändler auch einzukalkulieren, dass manche LNG-Liquefaction-Anlagen nicht zeitgerecht Online gehen könnten – sei es aufgrund von technischen Schwierigkeiten, Feedgasproblemen etc. – anderenfalls scheinen die Wetten auf Preise von 50 €/MWh sehr riskant zu sein. 

Ratsam ist es weltweit die Fortschritte bei der Fertigstellung der zusätzlichen LNG-Liquefaction-Anlagen – so wie auch eventuell ungeplante Maintenancearbeiten, technische Gebrechen bei bestehenden Liquefaction Anlagen, mögliche Sabotageakte sowie – das größte Risiko – Präsident Trumps doch sehr erratische Politik sehr genau zu verfolgen.

Wir werden hier ausführlich und rechtzeitig berichten.