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A tutto gas
Ethan wird Druckmittel in Trumps Zoll-Theater

US-Handelsministerium verlangt ab sofort Bewilligung für Export von Ethan nach China – wegen dessen angeblich militärischer Verwendung.

by Alfred Schuch
6/11/2025

Ethan, welches bei der Produktion von „wet gas“ oder von Erdöl - als Teil des Erdölbegleitgases – gewonnen wird, wird in Ethylen umgewandelt und dient als unverzichtbarer Input in der Kunststoffproduktion. Die USA sind ein sehr großer Produzent und in weiterer Folge Exporteur von Ethan, das sehr oft bei der Shale Gas- oder Shale Erdölproduktion als natural gas liquid (NGL) anfällt. Da Ethan, Propan Butan etc. - also die Hauptbestandteile der NLGs - einen bedeutend höheren spezifischen Preis als Erdgas erzielen, wird in den USA vorwiegend nach „wet gas“ gesucht. Die Kuppelproduktion von Methan und der NGLs ermöglicht somit – in Abhängigkeit der Zuordnung der Produktionskosten zu den jeweiligen, vermarkteten, Produkten – einen niedrigen Preis für Erdgas. 

Die Versorgung Chinas mit Ethan in der Größenordnung von ca. 1,816 Mio. Tonnen pro Jahr erfolgt fast ausschließlich durch die USA – siehe nachstehend eingefügte Grafik - und wird derzeit als Verhandlungschip im Handelskonflikt mit China eingesetzt.

Nunmehr verlangt das US-Handelsministerium eine Bewilligung für die Verschiffung von Ethan nach China – mit der Begründung, dass das Ethan dem Militär zur Verfügung gestellt werden könnte – Stichwort „dual use“. Für drei Cargos, die nach China geliefert werden sollen, beabsichtig das US-Handelsministerium die Bewilligung zu verweigern. Eine Untersagung der Bewilligungen würde Chinas Kunststoffproduktion sehr hart treffen aber möglicherweise auch Auswirkungen auf die Erdgasproduktion in den USA haben.

Dies deswegen, weil es teuer ist Ethan – ausgenommen Pipelinetransport – zu transportieren – zumal weltweit nur ca. 30 Very Large Ethane Carrier vorhanden sind – und weil es sehr schwer bis unmöglich ist innerhalb kurzer Zeit Ausweichmärkte für den Ethanabsatz zu finden.
Das bedeutet, dass in einem längeren Handelskonflikt zwischen China und den USA eher nach dry gas gesucht werden würde und somit die Produktionskosten ausschließlich auf Erdgas umgelegt werden müssten – folglich das US-Shale gas teurer werden könnte.

Wenn man in Betracht zieht, dass 2018 ein neuer Export Terminal speziell für die Verladung und Verschiffung von Ethan – samt Antransportpipelines zum Terminal – mit Milliardeninvestitionen in den USA gebaut wurde, zeigen die angedrohten Exporteinschränkungen, wie schnell sich ein erfolgreiches Joint Venture zwischen einem chinesischen und einem US-Unternehmen (single buyer und single seller) ins Gegenteil verkehren könnte.