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Erdgas + LNG
Streit um Stade

Hintergrund für das Aus des LNG-Terminals in Stade ist ein Streit mit dem Unternehmen Hanseatic Energy Hub (HEH), das mit dem Bau der Anschlussinfrastruktur beauftragt worden war. 

21.03.2025

„Das schwimmende LNG-Terminal in Stade ist gescheitert. Damit wurde von Bund und dem Land Niedersachsen ein dreistelliger Millionenbetrag in den Sand gesetzt“, erklärte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) nun zum Desaster rund um Stade.

Das schwimmende LNG-Terminal im niedersächsischen Stade steht also vor dem Aus. Das Projekt habe „keine Aussicht auf eine erfolgreiche Fertigstellung“, erklärte die staatliche Betreiberfirma Deutsche Energy Terminal (DET), die auch die anderen schwimmenden Importterminals für Flüssigerdgas in Wilhelmshaven und Brunsbüttel betreibt.

Fortlaufender Streit

Hintergrund ist ein Streit mit dem Unternehmen Hanseatic Energy Hub (HEH), das mit dem Bau der Anschlussinfrastruktur beauftragt worden war.

Die DET wirft der HEH die „fortlaufende Nichterfüllung der vertraglichen Pflichten“ vor und hat deshalb den Angaben nach bereits im Januar die Verträge mit dem Unternehmen gekündigt. Die HEH habe keinen Nachweis über die technische Fertigstellung der sogenannten Suprastruktur-Anlagen erbracht, die es zum Anlegen des Terminalschiffes braucht. Der Testbetrieb des bereits seit März 2024 bereitstehenden Terminalschiffs „Energos Force“ habe daher nicht beginnen können.

Die HEH widerspricht. Die Suprastruktur in Stade seifertiggestellt und wurde von den Genehmigungsbehörden abgenommen, erklärte dazu eine Sprecherin. Damit habe die HEH ihre vertraglich vereinbarten Aufgaben erfüllt. Für Inbetriebnahme und Betrieb „ist laut Vertrag die DET verantwortlich“.

Demnach laufen derzeit noch Gespräche mit dem Bundeswirtschaftsministerium, um das Terminal doch noch in Betrieb zu nehmen.

Zum Hintergrund

Die HEH baut in Stade derzeit ein Landterminal für den Import von Flüssiggas (LNG), das später auf CO2-neutrale, wasserstoffbasierte Energieträger wie Ammoniak umgestellt werden soll. Die Anlage soll im Jahr 2027 in Betrieb gehen, der Spatenstich erfolgte im vergangenen Juni. Diese Pläne sind nach Angaben der Sprecherin von den Problemen mit dem schwimmenden Terminal nicht betroffen.

Die Inbetriebnahme des schwimmenden LNG-Terminals in Stade – einer sogenannten Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) – hatte HEH mit dem Aufbau der dafür nötigen Anlagen am Hafen von Stade unterstützt.

Ob am Ende tatsächlich kein Regasifizierungs-Schiff in Stade festmachen wird, ist nach Information der WELT aus dem Umfeld des Projektes noch nicht sicher. Es gebe Gespräche darüber, ob womöglich ein anderer Betreiber – eventuell aus der Energiewirtschaft – den Betrieb des Schiffes übernehmen könnte.

Noch ein Konflikt

Einen Konflikt gab es auch zwischen der privatwirtschaftlichen Betreiberfirma Deutsche ReGas und der DET um den Betrieb eines von zwei FSRU im Hafen von Sassnitz-Mukran auf Rügen. Die Deutsche ReGas hatte der DET in diesem Fall einen „ruinösen Wettbewerb“ vorgeworfen: das zweite LNG-Spezialschiff in Sassnitz könne nicht wirtschaftlich betrieben werden.

Unabhängig von den Streitereien zwischen staatlichen und privatwirtschaftlichen Unternehmen bei den neuen Terminals fordern Umweltschützer bereits seit Jahren, die Kapazität für die Anlandung von LNG in Deutschland wieder deutlich zu verringern – die geplanten Größenordnungen würden nicht gebraucht und verlängerten unnötigerweise die Nutzung der fossilen Energie Erdgas.

Nach Russlands Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 und dem folgenden Ausfall der russischen Erdgaslieferungen hatte die Bundesregierung unter Hochdruck am Aufbau einer LNG-Infrastruktur gearbeitet. Erdgas in Form von LNG kann aus anderen Ländern wie den USA, Katar, Ägypten oder Algerien nach Deutschland importiert werden.