Bericht und Analyse vom E-Control Workshop zu "Eckpunkten des H2-Zielmodells" am 6. Mai 2025
Ja, in diesem Fall ist aller Anfang schwer – sogar sehr schwer. Die Regulierungsbehörde E-Control hat – im Rahmen ihrer, hinsichtlich Wasserstoffwirtschaft derzeit noch beschränkter gesetzlicher Vorgaben – einen Workshop organisiert in welchem die ersten Eckpunkte des angedachten H2-Zielmodells, mit ausgewählten Experten und Expertinnen intensiv diskutiert wurden. Eine zusätzliche Online-Teilnahme wurde aus Platzgründen angeboten und auch reichlich in Anspruch genommen - letztlich geht es um den Anlauf zum Hochlauf einer wirklich herausfordernden Aufgabe – nämlich den Aufbau einer marktbasierten (grünen) H2-Wirtschaft in Österreich – eingebettet in der EU.
(Grüner) Wasserstoff (H2) hat das Potenzial, als Energieträger und Rohstoff zur Dekarbonisierung der „Hard to abate“-Sektoren beizutragen - folglich die globale Dekarbonisierung zu unterstützen. Die Bereitstellung von H2 aus sauberen Quellen, basierend auf der entsprechenden Infrastruktur und des Transports sowie Speicherung in großem Maßstab in bzw. aus unterschiedlichen Regionen, neben der Inlandserzeugung, wäre der Schlüssel zur Sicherung einer diversifizierten H2-Versorgung im Hinblick auf die angepeilten Dekarbonisierungsziele. Die Rahmenbedingungen für den Start der H2-Wirtschaft könnten – in Zeiten von klammen Staatskassen und der gefährdeten Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Industrie, Stichwort „Hohe Energiekosten“ - kaum schwieriger sein. Auf diese Begleitumstände wurde in den Einleitungsstatements auch hingewiesen.
Das seitens E-Control vorgeschlagene Zielmodell orientiert sich – basierend auf den Vorgaben der Richtlinie (EU) 2024/1788 und der Verordnung (EU) 2024/1789 - sehr stark an den gewonnenen Erfahrungen aus dem funktionierenden Erdgasmarkt. Um der sehr breiten Aufgabenstellung gerecht zu werden und auch die gesamte Wertschöpfungskette, von der Erzeugung, über den Transport, Speicherung, Handel bis zur Abnahme, abzubilden wurden entsprechende Vertreter 3 Panels zugeteilt, in welchen diese Expertinnen und Experten die von E-Control angedachten Eckpunkte diskutierten.
Aufgrund der enorm hohen Investitionsanforderungen wurde – so der Eindruck des Autors – davon ausgegangen, dass sich zuerst H2-Cluster bilden könnten die in weiterer Folge zu verbinden wären. Wie und wann der Import von H2 schlagend werden könnte ist abhängig vom Fortschritt der internationalen H2-Importprojekte, wie beispielsweise SoutH2 Corridor oder H2Med-Project – somit mit großen Fragezeichen/Risiken verbunden. Unisono wurde gefordert eine „Überregulierung“ in der Anfangsphase zu vermeiden – zumal üblicherweise ein bereits bestehender und nicht ein sich im Aufbau befindlicher Markt (stark) reguliert wird. Ausgehend von den unterschiedlichen Perspektiven und Vorstellungen, kann man die Schlussfolgerung ziehen, dass in der An-/Hochlaufphase von einer „Handvoll“ H2-Erzeugern und – Verbrauchern ausgegangen werden kann – folglich der Markt übersichtlich bleibt. Einen starken Ausschlag auf das „Henne und Ei“-Problem (Angebot und Nachfrage bedingen sich) werden wahrscheinlich die Investitionsanforderungen der Abnehmer haben. Während es für den Raffinerieprozess aus der Technologieperspektive mehr oder minder unerheblich ist ob es sich um grauen oder grünen H2 handelt, müsste ein Stahlerzeuger bestehende Hochöfen durch
Direktreduktionsanlagen, inklusive Elektrolichtbogenöfen, ersetzen – also die Technologie zur Gänze ändern – folglich sehr hohe Investitionen tätigen. Das bedeutet, dass im Falle des
Ausbleibens von ausreichend H2 der Stahlerzeugungsprozess zum Stillstand käme und das Werk im schlimmsten Fall geschlossen werden müsste – inklusive Folgeerscheinungen wie Verlust von Arbeitsplätzen etc. Somit erscheint es sinnvoll in der Hochlaufphase zuerst jene „Hard to abate“ Sektoren – wie beispielsweise die Raffinerie Schwechat - mit grünem H2 zu dekarbonisieren in welchen keine Technologieänderung erforderlich ist. Hierbei ist beispielsweise zu berücksichtigen, dass in der Nähe auch H2-Speichermöglichkeiten für große H2-Mengen – in Österreich Porenspeicher – zur Verfügung stehen müssen.
Aus der Vielzahl der zu bewältigenden – teilweise im Gegensatz stehenden – Aufgaben wird ersichtlich, dass wir vor einer Mammutaufgabe stehen – dies in Zeiten von klammen Kassen um die wirklich hohen Investitionen irgendwie gemeinsam zu stemmen - nebst anderen zusätzlichen Herausforderungen. Deswegen ja, hier ist der Anfang sehr schwer – zumal sich der angestoßene Prozess konsolidieren muss und die Rollen bzw. Verantwortlichkeiten noch zu klären sind.