Eine Analyse
Bedingt durch die lang erwartete bzw. angekündigte LNG-wave könnte die weltweite LNG-Versorgung bis 2030 die Nachfrage nach LNG übertreffen und zu Großhandelspreisen führen die sich ab 2028 – 2030 eher an < 25 €/MWh anstatt > 30 €/MWh orientieren. Welche kurz- bzw. langfristigen Auswirkungen könnte so eine Preisreduktion auf die Gasnachfrage – mit Fokus auf Europa – haben, so die Fragestellung der Studie „The Global Outlook for Gas Demand in a $ 6 World“ – erstellt von Oxford Institute for Energy Studies (OIES).
Derzeit stellt sich die weltweite Großhandelspreissituation wie aus der nachstehend eingefügten Karte ersichtlich dar.
Die kumulative, zusätzliche weltweite Liquefaction-Kapazität bis 2035 ist in der folgenden Grafik dargestellt.
Welche Auswirkungen auf die Erdgasnachfrage sind in Europa unter folgenden Rahmenbedingungen zu erwarten:
Kohlekraftwerke wurden teilweise bereits stillgelegt – zusätzliche Außerbetriebnahmen sind zu erwarten – wobei es Verzögerungen bei einzelnen Stilllegungen geben könnte – eher würde - aber die Deadline für den 100% Ausstieg aus Kohle eingehalten werden würde. Erdgas würde als Backup für RES genutzt werden;
Der Ausbau der Offshore Windparks erfolgt nicht zeitgerecht da die Komponenten- und andere Kosten – folglich die Investitionen - für diese Art der RES stark gestiegen sind und weiterhin steigen werden;
Die Wärmepumpeninstallation entwickelt sich nicht wie geplant siehe folgende Grafik „Potential heat pump stock growth scenario in Europe (millions)“ und die daraus ersichtliche Installationslücke zum Planwert.
Gas bleibt die Hauptquelle für Raumwärme, jedoch ist die Nachfrage nicht stark preissensitiv;
Aufbau der Wasserstoffwirtschaft verzögert sich. Der geplante Absatz wird reduziert;
Geopolitische Spannung und Handelshemmnisse bleiben bestehen;
Die durch die hohen Erdgaspreise disruptiven Auswirkungen auf einzelne, gasverbrauchende Industriezweige sind nicht reversibel – folglich werden diese Industriebetriebe ihre Produktion nicht mehr nach Europa zurückholen.
Aufgrund der angenommenen, sehr realistischen, Rahmenbedingungen könnte sich folgende kurz- und langfristige (2040) Erdgasnachfrage ergeben – so die Analysen von OIES. Ebenfalls ist das Basisszenario mit einem Erdgaspreis von eher > 30 €/MWh abgebildet. Anmerkung: die Y-Achse startet nicht bei 0 sondern 400 bcm.
Die kurzfristigen Auswirkungen eines Gaspreises von ca. 25 €/MWh stellen sich wie folgt dar:
Stromsektor: Begrenzte zusätzliche Erdgasnachfrage durch Kohle-Gas-Umstellung, da viele Kohlekraftwerke bereits geschlossen wurden und der Ausbau der RES weiterhin wie geplant erfolgt – ausgenommen Offshore-Windparks wo es zu Verzögerungen kommt;
Industrie: Geringe Erholung der Gasnachfrage bedingt durch wirtschaftliche Unsicherheit und globale Handelshemmnisse sowie bereits erfolgten Produktions-abwanderungen der Industrie;
Wohnbereich: Niedrige Gaspreise könnten die Nachfrage stabilisieren, aber keine signifikante Erhöhung bewirken.
Die langfristigen Auswirkungen eines Gaspreises von ca. 25 €/MWh stellen sich wie folgt dar:
Stromsektor: Mögliche – eher erwartete - Verzögerungen beim Ausbau von Offshore-Windkraft könnten die Gasnachfrage um 10-16 bcm bis 2035 erhöhen trotz großem Zuwachs der RES aber gleichzeitiger, relativ stark steigender Elektrifizierung;
Industrie: Begrenzte Erholung der Gasnachfrage, da Europa weiterhin mit hohen Energie- und CO2-Kosten konfrontiert sein wird und die abgewanderte Industrie ihre Produktion nicht mehr nach Europa zurückholen wird;
Wohnbereich: Niedrige Gaspreise könnten die Umstellung auf alternative Heizsysteme verlangsamen, aber keine zusätzliche Nachfrage generieren.