Der Erdgas Future Summer 25 steigt wieder - in einer potentiell positiven Umgebung. Warum?
China befindet sich seit 2023 in einer deflationären Phase, die Weltwirtschaft operiert in einem, durch die Trump-Administration hervorgerufenen, unsicheren Markt - bedingt entweder durch angekündigte oder bereits implementierte Zölle, die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine scheinen positive Signale zu geben und trotzdem steigt der Erdgas Future Summer 25 wieder. Warum?
Wie die nachstehend eingefügte, von Bloomberg entnommene, Grafik zeigt, befindet sich China seit 2023 in einer deflationären Phase – die auch im Jahr 2025 anhalten könnte – so die Meinung von berufenen Analysten.

Die durch diese Deflation erwarteten Auswirkungen auf den weltweiten LNG-Markt wurden im Artikel „Sinkende Gaspreise – bewirkt durch China?“, veröffentlicht am 10.03.2025, beschrieben. Es zeigt sich, dass China kurz- bis mittelfristig weniger LNG verbrauchen somit sich dieser, weltweit agierende, Markt etwas entspannen könnte.
Zwischenzeitlich gab es erste, vorsichtige, Indikationen, dass die Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine ernsthaft an Fahrt gewinnen folglich auch eine Wiederaufnahme des Gastransits durch die Ukraine diskutiert werden könnte.
Zusätzlich bewegt sich die Weltwirtschaft auf unsichere Zeiten zu. Dies zieht üblicherweise einen geringeren Energieverbrauch - daher auch Erdgasverbrauch - nach sich – somit sollte die Speicherwiederbefüllung in Europa erleichtert werden.
Trotz all dieser Indikatoren – die üblicherweise auf sinkende Gaspreise hindeuten – steigt der Gas Future Summer 25 wieder. Wenn man die Gründe nicht hinreichend analysiert erscheint der Preisanstieg nicht nachvollziehbar zu sein.
Einer der Gründe für die steigenden Preise könnte die Frage einer rechtzeitigen Wiederaufnahme des Gastransits durch die Ukraine sein – so es überhaupt zu einer Wiederaufnahme kommen sollte. Selbst wenn man sich auf eine Wiederingangsetzung des Transits einigen sollte, kann man davon ausgehen, dass hier noch sehr viel Verhandlungsarbeit erforderlich sein würde und dies braucht Zeit. Es müssten Vertragsdetails wie Menge, Routen, Preise etc., ausgehandelt werden. Ebenfalls müsste vorher überprüft werden in welchem Zustand sich die Erdgastransitinfrastruktur in der Ukraine befindet und wer – gegebenenfalls – erforderliche Reparaturen bezahlen würde.
Da viele der ehemaligen europäischen Käufer sich in Schiedsverfahren mit Gazprom befinden wären noch die richtigen Partner zu finden. Die slowakische SPP und die ungarische MVM, die wiederholt ihr Interesse an einem weiteren Transit von russischem Gas durch die Ukraine bekundet haben, wären die naheliegendsten Kandidaten für den Transit russischen Erdgases durch die Ukraine. On top ist hier nochmals auf den Artikel „Die Mähr vom billigen russischen Gas“ verwiesen und hier wiederholt, dass das russische Erdgas wahrscheinlich nur aufgrund des größeren Angebotes (zusätzliche Volumina werden vermarktet) zu sinkenden Preisen führen könnte.
Unter Berücksichtigung der Zeitdauer die für die Klärung der oben kurz angerissenen Prozessschritte erforderlich wäre, kristallisiert sich heraus, dass russisches Gas - transportiert durch die Ukraine - nicht rechtzeitig für die Speichewiederbefüllungsphase 2025 zur Verfügung stehen würde.
Im Hinblick auf den anscheinend nunmehr etwas liquideren LNG-Markt scheint noch nicht klar zu sein in welchem Ausmaß China weniger LNG benötigen und folglich für China bestimmte LNG-Cargoes nach Europa umleiten könnte.
Ob es zu einer „Trumpcession“ kommt ist auch noch nicht realistisch abschätzbar.
Wenn man diese Faktoren mit einem hohen Grad an Realismus ins Kalkül zieht, scheinen die Sorgen der Erdgashändler im Hinblick auf die Beschaffung von Erdgas für die Wiederbefüllung der europäischen Erdgasspeicher, größer als der Optimismus zu sein – folglich ziehen die Preise für den Erdgas Future Summer 25 wieder an.