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A tutto gas
Dekarbonisierung – Auswirkungen auf Gasverbrauch bis 2050!
von Alfred Schuch
29.03.2025

Ausgehend von den im Artikel „Was kostet die Dekarbonisierung – Modellergebnisse!“ beschriebenen Szenarien, stellt sich die Frage wie sich diese CO2eq-Reduktionspfade voraussichtlich auf den Erdgasverbrauch in der EU(27), UK, Norwegen und Schweiz auswirken könnten. Darüber hinaus stellt sich die Frage der Folgerungen auf die angedachten Pläne der Gasnetzstilllegungen, die Erdgasspeicherbewirtschaftung, den Wasserstoff-hochlauf, die Umwidmung von Erdgas- auf Wasserstoffleitungen und die Carbon Capture und Storage Infrastruktur. 

Aus den nachstehend eingefügten Grafiken, beide entnommen aus dem vom OIES, Dr. Kong Chyong, erstellten Report „Decarbonisation in Europe: Modelling Economic Feasibility and the Glidepath for Gas“, ist der prognostizierte Erdgasverbrauch in den Sektoren Stromerzeugung plus Wasserstofferzeugung mittels Dampfreformierung (obere Folie) und Endverbraucher (untere Folie) ersichtlich.
Man sieht, dass in keinem Szenario, auch nicht im „Accelerated Path to Net Zero“ Szenario, der Gesamtverbrauch im Jahr 2050 unter 141 Mrd. Nm3 liegt – wobei im genannten Szenario dieser Wert bereits 2040 erzielt wird. Ausgehend von den wahrscheinlich nicht rechtzeitig oder nicht im vollen Umfang verfügbaren Technologien um den „Accelerated Path to Net Zero“ zu erreichen - von den sehr hohen Kosten ganz zu schweigen - wird sich 2040 eher ein Gesamtverbrauch in den genannten Ländern von ca. 300 Mrd. Nm3 und 2050 ein Verbrauch > 150 Mrd. Nm3 einstellen.

Das bedeutet, dass die Gasnetzstilllegung selbst auf der Netzebene 3 eine Herausforderung darstellen wird da der Endkundenverbrauch noch immer hoch sein wird – wenn die Prognosen eintreten. Im Hinblick auf die Erdgasspeicher kann man sagen, dass diese weiterhin im hohen Umfang – insbesondere jene Speicher die cross-border wirken – für die Sicherstellung der Erdgasversorgungssicherheit gebraucht werden und eine Umwidmung von Erdgas- in H2-Speicher schleppend erfolgen würde – wahrscheinlich wird der Neubau von kleinen, flinken, H2-Speichern forciert werden. 

Das bedeutet, dass sich die Wasserstoffwirtschaft von der lokalen über die regionale und nationale Ebene langsam zu einer internationalen Wasserstoffwirtschaft entwickeln wird. In anderen Worten, der für die von Erdgas auf H2-Umwidmung großer Importpipelines erforderlich „H2-Big Bang“ wird voraussichtlich ausbleiben. Um trotz des prognostizierten hohen Erdgasverbrauchs eine signifikante Reduktion der CO2eq-Emissionen erzielen zu können, wäre eine funktionierende CCS-Infrastruktur erforderlich. Diese steckt aber auch noch in den Kinderschuhen und ist im ersten ÖNIP, welcher an dieser Stelle bereits mehrmalig kritisch gewürdigt wurde, noch nicht einmal enthalten. Um wirkliche Fortschritte im Hinblick auf die Erreichung des Net Zero-Planes erzielen zu können sind sektorenübergreifende, solide, Planungsgrundlagen, samt realistischen Milestones, und – last but not least – ausreichend finanzielle Mittel notwendig.