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A tutto gas
Was kostet die Dekarbonisierung – Modellergebnisse!

Das Oxford Institute for Energy Studies (OIES) hat die Ergebnisse der Studie betreffend Kosten der Dekarbonisierung  bis 2050 kürzlich veröffentlicht. 

von Alfred Schuch
27.03.2025

Das Oxford Institute for Energy Studies (OIES) hat die Ergebnisse der Studie betreffend Kosten der Dekarbonisierung in der EU27, UK, Norwegen und Schweiz bis 2050, unter Einbeziehung der Zwischenziele 2030 und 2040, kürzlich veröffentlicht.

Das OIES, Herr Dr. Kong Chyong, hat – basierend auf den Annahmen der EC hinsichtlich CO2eq-Emissionspreise bzw. Einhaltung der CO2eq-Reduktionsziele (Reduktion gegenüber 1990 um 55% bis 2030, um 90% bis 2040 und Net Zero bis 2050), die Marginal Abatement (Carbon) Cost (MAC) also die Grenzkosten der Vermeidung von CO2eq-Emissionen  sowie die Average Abatement Cost (AAC) – also die Durchschnittskosten der Vermeidung von CO2eq-Emissionen, jeweils in €/tCO2eq, modelliert. (Grenzkosten der Vermeidung sind die Kosten die durch die Vermeidung einer zusätzlichen Tonne CO2eq entstehen.)

Folgende, in der nachstehend eingefügten Tabelle beschriebene (Tabelle wurde aus dem Report entnommen), Szenarien wurden angenommen. 

Für die ersten drei Szenarien wurden keine CO2eq-Emissionsgrenzwerte, sondern CO2eq-Emissionspreise (Basis 2023) angenommen die mit den diesbezüglichen Annahmen der EC konsistent sind und aus der folgenden Tabelle entnommen werden können.

Die beiden Szenarien „Accelerated Path to Net Zero“ bildet den von der EC vorgegebenen Pfad hinsichtlich max. CO2eq-Emissionswerte ab. Das Szenario „Linear Path to Net Zero“ wurde als Alternativszenario zu „Accelerated Path to Net Zero“ angenommen und zeigt die Auswirkungen einer linearen Absenkung der CO2eq-Emissionen bis 2050 – also unter Vermeidung der sehr steilen (fast „sprunghaften“) Absenkung zwischen 2030 und 2040. Der Hauptvorteil der linearen Absenkung ist die „gewonnene“ Zeit, weil bis 2040 manche Technologien – wie z.B. Carbon Capture and Storage (CCS) - noch nicht – oder nicht im vollen Umfang – zur Verfügung stehen werden somit die Kosten der Vermeidung von CO2eq-Emissionen anderer, alternativer, Technologien sehr hoch sein würden. Beispielsweise haben auch Hochtemperaturwärmepumpen noch nicht den notwendigen Technology Readiness Level erreicht – vom Commercial Readiness Level und der erforderlichen Marktdurchdringung bis zur -saturierung ganz zu schweigen.

Die Annahmen hinsichtlich Energieverbrauchsentwicklung in den einzelnen Sektoren (Industrie, Gebäude, Transport etc.) sowie die Ausbaugrenzen der Installation von PV, Windkraftanlagen, Laufkraftwerken und Pumpspeicher finden – so wie auch die Volllaststunden – mit plausiblen Annahmen Eingang in das Modell. Daraus ergeben sich die in der nachstehend eingefügten Tabelle abgebildeten Werte. In roter Farbe sind die Resultate des Modells und in schwarzer Farbe die Modell-Inputs dargestellt. Hinsichtlich CO2eq-Emissionen sind die Absolutwerte in der zweiten Spalte und ersten Zeile des jeweiligen Szenarios und die prozentuelle Absenkung – relativ zu 1990 - in der zweiten Zeile des jeweiligen Szenarios in roter Farbe dargestellt.
 

Aus der Tabelle sind im von der EC vorgegebenen Pfad „Accelerated Path to Net Zero“ Grenzkosten der Vermeidung von CO2eq-Emissionen von € 17.246 €/Tonne ausgewiesen. Da die Grenzkosten sehr oft einen exponentiellen Verlauf annehmen sind wahrscheinlich die Durchschnittskosten der CO2eq-Vermeidung aussagekräftiger. Diese betragen aber auch „schlappe“ € 2.499/Tonne für vermiedene CO2eq - Emissionen. Um beurteilen zu können ob es sich um effiziente Investitionsentscheidungen hinsichtlich Vermeidung von CO2eq-Emissionen handelt, sind die Grenzkosten in Relation zu den sogenannten Social Cost of Carbon – also jene Kosten die durch die vom Klimawandel erzeugten Schäden hervorgerufen werden – zu setzen. Die geschätzten Social Carbon Cost betragen im Jahr 2050 zwischen 236 - 3.938 €/Tonne  CO2eq-Emission und sind somit deutlich niedriger als die Grenzkosten der Vermeidung von CO2eq-Emissionen im Szenario „Accelerated Path to Net Zero“ – folglich sind die Investitionen in die Vermeidung der CO2eq-Emissionen ineffizient. (Der angeführte Wert von € 3.938 €/Tonne wird nur unter Extremannahmen erreicht. Die Social Cost of Carbon liegen fast immer auch unter den im Szenario „Linear Path to Net Zero“ genannten Grenzkosten der Vermeidung von CO2eq-Emissionen)

Wenn man in Betracht zieht, dass die genannten Zahlen – sowohl Grenz- als auch Durchschnittskosten - bei einer Reduktion von „lediglich“ 90% bis 2040 bereits zu sehr hohen Werten führen, würde das Erreichen des Net Zero Zustandes im Jahr 2040 noch bedeutend höhere Grenz- und Durchschnittskosten nach sich ziehen, folglich würde die österreichische Wirtschaft mit hohen Belastungen zurechtkommen müssen. Basierend auf der Annahme, dass die Grenzkosten – und als Folge auch die Durchschnittskosten - für das Erreichen der „letzten“ 10% bis 2040 noch höher als die in der Tabelle genannten Kosten ausfallen würden, dürften viele Betriebe – insbesondere die energieintensiven Betriebe – dann mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert werden. Da es sich hier um Aktivitäten zur Vermeidung der CO2eq-Emissionen innerhalb der EU27, UK, Norwegen und Schweiz handelt, könnte es sein, dass die Grenz- und Durchschnittkosten - bedingt beispielsweise durch Importe von Wasserstoff - etwas sinken würden aber die relevanten Werte blieben noch immer sehr hoch. Das OIES gibt keine Empfehlung hinsichtlich Erreichung des Net Zero-Zeitpunktes ab. Mein Eindruck: „Good luck with 2040“.