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A tutto gas
Straße von Hormus großes Risiko für Rohöl- und LNG-Transporte?

Vor 3 Wochen sind hier bereits die möglichen Auswirkungen eines gezielten Angriffs Israels auf den Iran skizziert worden. Nun ist dieser Fall eingetreten – welche Auswirkungen könnten eintreten und den Erdgasmarkt – samt Preis treiben – zumal der Iran bereits einen Gegenschlag durchgeführt hat. 

von Alfred Schuch
16.06.2025

Israel hat mit einem überraschenden Schlag vor allem die militärische Führung des Iran, Atomanlagen, vorwiegend Anreicherungsanlagen wie in Natanz, und iranische Wissenschafter, die sich der nuklearen Aufrüstung verschrieben haben, außer Gefecht gesetzt – so der israelische Verteidigungsminister Katz. Vorsorglich hat Israel einen Stopp der Erdgasproduktion aus dem Offshore Feld Leviathan, welches sich im östlichen Mittelmeerraum befindet und neben Israel - mittels über Israel führenden Pipelines - auch Ägypten und Jordanien mit Erdgas versorgt, angeordnet.  

Da Israel bisher große Mengen Erdgas nach Ägypten exportierte, ist Ägypten indirekt betroffen – mit der Konsequenz, dass Ägypten die Versorgung einiger Industriebetriebe mit Erdgas reduziert hat um die heimische Stromversorgung aufrecht erhalten zu können. Ägypten war bis vor ca. einem Jahr noch ein LNG-Exporteur – nunmehr werden große LNG-Mengen importiert. Die kürzlich abgeschlossenen Deals mit Aramco, Shell und Trafigura deuten auf eine jährliche LNG-Importmenge von ca. 13 Mrd. Nm3 hin – ohne Berücksichtigung der nunmehr erfolgten Erdgasversorgungsreduktion aus Israel. Somit wird Ägypten noch mehr LNG zur Sicherstellung der eigenen Erdgasversorgung kaufen müssen – dies vor dem Hintergrund eines ohnehin engen LNG Weltmarktes

Israel hat gem. Meldung von Bloomberg seinerseits eine sehr große Erdgasaufbereitungsanlage, in welcher Erdgas aus dem riesigen Feld „South Pars“ aufbereitet wird, angegriffen und schwer beschädigt. 

South Pars ist der iranische Teil des größten Erdgasfeldes der Welt. Der zu Katar zugeordnete Teil des gemeinsamen Gasfeldes wird North Field genannt. 

Die Erdgasproduktion aus South Pars dient der Versorgung des Iran und betrifft somit nicht direkt die Exporte des Iran in andere Länder. Durch diese Erdgasproduktionseinschränkung im Iran könnten jedoch die Erdgaslieferungen des Iran in die Türkei (ca. 10% des jährlichen türkischen Verbrauchs – also in etwa 5 Mrd. Nm3/Jahr) eingeschränkt bzw. eingestellt werden – mit dem Resultat, dass auch die Türkei gezwungen sein könnte zusätzliches LNG am Weltmarkt zu kaufen – von der möglichen Erschwernis Erdgas aus Turkmenistan über den Iran in die Türkei zu liefern (Bartergeschäft) ganz zu schweigen.

Noch größere Auswirkungen könnte eine Blockade der Straße von Hormus durch den Iran nach sich ziehen.

Dieser Wasserweg ist ca. 160 km lang, an der schmalsten Stelle ca. 38 km breit und verbindet den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean. Der Schifffahrtsweg ist lediglich 2 km breit. Durch die Straße von Hormus wird das Rohöl sowie Kondensate aus dem Irak, dem Iran, Kuwait, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten, ca. 16,5 Mio. Barrel pro Tag, transportiert – zusätzlich zu den LNG Transporten aus Katar die > 20% der weltweiten LNG-Versorgung ausmachen.

Bisher hat der Iran die Straße von Hormus noch niemals geschlossen jedoch oftmalig damit gedroht dort fahrende Schiffe zu attackieren – dies auch um auf die Unzufriedenheit mit den Sanktionen die dem Iran auferlegt wurden, aufmerksam zu machen und um in relevanten Auseinandersetzungen einen entsprechenden Hebel aufbauen zu können. Trader sehen die Gefahr der Blockade der Straße von Hormus als gering an da sich der Iran selber Schaden zufügen würde weil auch Rohölexporte aus dem Iran darunter leiden würden. Darüber hinaus wäre die iranische Marine der Fünften Flotte der USA stark unterlegen.

Um die Schifffahrt durch die Straße von Hormus zu schützen wurde 2019 die sogenannte International Maritime Security Construct gebildet an welcher elf Staaten, beispielsweise USA, UK, Saudi-Arabien, Bahrain, teilnehmen. 

Ab 2023 verschoben sich die Spannungen/Risiken von der Straße vom Hormus zur Meeresstraße Bab el-Mandeb, die rund 27 Kilometer breit ist und das Rote Meer (Anmerkung: Anschluss Suezkanal) mit dem Golf von Aden, der ein Teil des Arabischen Meeres und damit des Indischen Ozeans ist, verbindet. 

Hier attackieren die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen ausgewählte Schiffe die das Rote Meer und in weiterer Folge den Suez Kanal befahren wollen. Eine US-geführte Streitmacht versucht die Schiffe zu beschützen. Die Auswirkungen dieser Attacken durch Huthi-Rebellen auf die Transporte durch den Suezkanal sind beträchtlich

Diese Schilderungen zeigen die möglichen Implikationen eines wahrscheinlich länger andauernden Konflikts, welcher militärisch geführt werden wird – wahrscheinlich intensiver nachdem sich die iranische Militärführung neu aufgestellt hat - aber auch Sabotageakte, Terrorakte etc. beinhalten könnte, in groben Umrissen auf – nähere Analysen werden in nächster Zeit von uns erstellt und Ihnen zur Verfügung gestellt.