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Erneuerbare + Förderung
PV: So viele negative Preisstunden hat Deutschland

Die Diskrepanz zwischen starkem PV-Zubau in den vergangenen Jahren und anhaltend schleppender Nachfrage begünstigt weiter das Auftreten negativer Preise am deutschen Strommarkt.

27.02.2025

„Wenn sich der starke Photovoltaik-Ausbau fortsetzt und die Nachfrage nicht anzieht, wird es absehbar mehr Stunden mit negativen Preisen an der Strombörse geben“, sagt Fabian Huneke, Projektleiter Energiewende im Stromsektor bei der Berliner Denkfabrik Agora Energiewende.

So bestehe etwa bei der Dekarbonisierung der Nachfragesektoren Industrie, Gebäude und Verkehr deutlicher Beschleunigungsbedarf, während gleichzeitig der Photovoltaik-Ausbau mit mittlerweile 101 GW an installierter Kapazität in Deutschland leicht über den Zielvorgaben liege.

Die hohe Gleichzeitigkeit der Solarstromerzeugung – besonders in der Mittagszeit – trug im vergangenen Jahr jedenfalls dazu bei, dass die Preise am Spotmarkt in mehr als 400 Stunden in den negativen Bereich fielen.

Da kommt schon einiges zusammen

Im Jahresverlauf summierte sich die Zahl der negativen Stundenpreise auf 459 bei einem Durchschnittspreis von -5,18 EUR/MWh, weisen Montel-Daten aus. Im Vorjahr waren es 301 Stunden und ein Durchschnittspreis von -7,54 EUR/MWh, zeigen BNetzA-Daten.

Das Auftreten negativer Preisstunden könne durch eine zügige Elektrifizierung von Industrie, Gebäuden und Verkehr wieder sinken, sagt Huneke. „Es muss auch bei kleineren PV-Anlagen technisch ermöglicht werden, die Einspeisung zu begrenzen, damit künftig vor allem steuerbare Anlagen entstehen“, so der Agora-Experte.

Solarspitzen-Gesetz

Um „Herausforderungen temporärer Überschüsse bei der Stromerzeugung zu begegnen“, hatten die verbliebenen Ampel-Parteien SPD und Grüne in der letzten Sitzungswoche des Bundestags vor den Wahlen einen Gesetzentwurf zur Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes (ENWG) vorgelegt.

Dieses sogenannte Solarspitzen-Gesetz verabschiedeten die Parteien zusammen mit der CDU/CSU-Fraktion. Es enthält Regelungen, die die Flexibilität im Stromsystem erhöhen sollen und betreffen über Anpassungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) auch die Direktvermarktung sowie Regelungen zur Vergütung in Zeiten negativer Preise.

Unter anderem entfällt für Neuanlagen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) mit den Gesetzesänderungen in Zeiten negativer Börsenstrompreise die Förderung. Als Ausgleich sollen diese Stunden nach Ende der 20-jährigen EEG-Förderung an den Förderzeitraum angehängt werden.

Wie es heuer weitergeht

Preislich werden sich Solarspitzen mit Stromüberschüssen aber auch in diesem Jahr weiter am Markt bemerkbar machen. Dazu Fabian Zuber, Geschäftsführer der Reiner Lemoine Stiftung: „Negative Preise werden dieses Jahr noch weiter auftauchen. Aber wenn die BNetzA und die Verteilnetzbetreiber die Barrieren für Speicher und Flexibilität beseitigen, dann können negative Preise sehr schnell verschwinden.“

Die bisherige Bundesregierung war in Prognosen eigentlich davon ausgegangen, dass der deutsche Stromverbrauch mit einer Elektrifizierung von industriellen Prozessen, mit dem Ausbau von Wärmepumpen und immer mehr Elektroautos bis 2030 auf 750 TWh steigt. Darauf basierte sie ihren Ausbaupfad für Erneuerbare, um davon 80 % abdecken zu können.

Nach der Energiepreiskrise 2022 infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und einer schwachen Wirtschaftsentwicklung seitdem lag der Stromverbrauch 2024 aber nur bei rund 512 TWh.