Schwerer Blackout legt Iberische Halbinsel lahm – Ursache noch unklar
Ein massiver Stromausfall hat am 28. April 2025 weite Teile Spaniens und Portugals getroffen und Millionen Menschen zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten. Auch Großstädte wie Madrid, Barcelona, Sevilla, Lissabon und Porto waren betroffen. Nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber brach die Netzlast binnen Sekunden drastisch ein.
Was ist passiert?
Um exakt 12:33 Uhr MESZ verzeichnete der Frequenzinfodienst RJ2ET einen Frequenzeinbruch auf 49,843 Hz – ein kritischer Wert, der auf einen plötzlichen und erheblichen Leistungsabfall hindeutet. Spaniens Premierminister Pedro Sánchez erklärte bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, das Land habe in nur fünf Sekunden etwa 15 Gigawatt – rund 60 Prozent der zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Stromversorgung – verloren. Die genaue Ursache sei noch unklar.
Portugals Übertragungsnetzbetreiber REN nannte als möglichen Auslöser extreme Temperaturschwankungen im spanischen Inland, die sogenannte "induzierte atmosphärische Vibrationen" auf den 400-KV-Höchstspannungsleitungen ausgelöst hätten. Diese ungewöhnlichen Schwingungen könnten eine Kettenreaktion im Netz verursacht haben.
Französischer Reaktor-Ausfall im Zusammenhang?
Zusätzlich prüfen die französischen Behörden, ob ein automatischer Stopp des Kernkraftwerks Golfech 1 (1,3 GW) im Südwesten Frankreichs eine Rolle spielte. Der Reaktor wurde etwa zehn Minuten nach dem Frequenzeinbruch um 12:40 Uhr abgeschaltet. Laut Betreiber EDF handelt es sich um eine Sicherheitsmaßnahme ohne Auswirkungen auf die Reaktorsicherheit. Ob der Reaktorausfall eine Folge oder eine Mitursache der Netzstörung war, wird noch untersucht.

Wie lief die Notversorgung?
Frankreich aktivierte ab etwa 12:00 Uhr erste Notexporte in Richtung Spanien, die im Verlauf auf bis zu 240 MW gesteigert wurden. Gleichzeitig explodierten die Grenzpreise auf rund 5.000 Euro pro Megawattstunde. Auch innerhalb Spaniens wurden Gaskraftwerke und Speicherkraftwerke hochgefahren, um die Grundversorgung zu stabilisieren.
Stand der Wiederherstellung
Am frühen Morgen des 29. April war die Stromversorgung in Spanien und Portugal bereits zu mehr als 99 Prozent wiederhergestellt. Laut Experten wie Leonardo Meeus vom Europäischen Hochschulinstitut ist der Wiederaufbau eines abgestürzten Stromsystems technisch hochkomplex. Es bedarf spezieller Generatoren wie Pumpspeicherkraftwerke, um das Netz schrittweise und kontrolliert hochzufahren.
Warum war das Netz so anfällig?
Die Iberische Halbinsel ist besonders verwundbar für Frequenzschwankungen, da sie nur wenige Stromverbindungen zum restlichen Europa besitzt. Obwohl Projekte zum Ausbau der Interkonnektoren existieren, bleibt die internationale Vernetzung schwach. Spanien und Portugal müssen ihre Netzstabilität daher weitgehend eigenständig sichern.
Erschwerend kommt der hohe Anteil an erneuerbaren, nicht-synchronen Energiequellen wie Wind- und Solarenergie hinzu. Diese Erzeuger stabilisieren das Netz weniger effektiv als klassische, rotierende Maschinenkraftwerke. Experten fordern daher vermehrte Investitionen in Netzstabilisatoren wie synchrone Kondensatoren und Batteriespeicher – Technologien, die etwa in Großbritannien bereits erfolgreich eingesetzt werden.

