CO2 Handel - der wilde Westen der Energiewirtschaft
Die CO₂-Preise bleiben weiter im Aufwärtstrend und haben das höchste Niveau seit über sechs Monaten erreicht. Fundamentale Faktoren geben dafür eigentlich nur wenig Anlass – außer der näher rückenden Abgabefrist für die Emissionen 2024. Trotzdem steigt der Markt stetig an. Selbst kleine Rücksetzer werden sofort wieder gekauft, was zeigt, dass die Nachfrage sehr stark bleibt.
Auch die täglichen Auktionen stützen diese Entwicklung: Fast alle schließen auf oder sogar über dem Sekundärmarktpreis, was auf echte Nachfrage im Markt hindeutet. Auffällig ist dabei vor allem die Rolle der Investmentfonds: Ihre Netto-Long-Positionen wachsen kontinuierlich und haben ein neues Rekordniveau erreicht. „Long“ bedeutet, dass Marktteilnehmer auf steigende Preise setzen. Laut den aktuellen Daten halten Fonds inzwischen mehr als 100 Millionen Tonnen auf der Long-Seite, während die Short-Seite – also Wetten auf fallende Preise – bei rund 31 Millionen Tonnen liegt.
Normalerweise halten sich solche spekulativ getriebenen Anstiege nicht lange, weil die Kaufkraft irgendwann nachlässt. Diesmal könnte es jedoch anders sein. Mehrere Analysten erwarten ab 2026 ein Angebotsdefizit, das sich bis 2027 hinziehen könnte. Das würde die Preise längerfristig stützen.
Der Markt ist aktuell stark von Spekulation und Fonds-Engagement getrieben, aber die Aussicht auf ein künftiges Defizit könnte den Preisanstieg diesmal nachhaltiger machen.